Donnerstag, 17. Mai 2012

Mafia-Typologie - Schlussbemerkung und Fazit

Das Thema ‚Verschwörungtheorie‘ wurde in diesem Fazit bisher nicht besprochen, ist aber für den Journalismus eines der zentralen Probleme bei der Berichterstattung über Italien und internationale Aktivitäten der Mafia.

Meine Differenzierung hat vielleicht einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, auf wie viele abstrakte Aussagen über die Mafia man sich einlassen muss. In Italien gibt es ein Mantra, das „Die Mafia gibt es nicht“, das jede Vermutung bereits vorsorglich in die Ecke einer Verschwörung rückt. Will der Journalismus sich ernsthaft mit diesem Thema befassen, so darf er leider nicht auf Beweise und Tatsachen hoffen, denn es handelt sich immer und grundsätzlich um informelle Absprachen, die keine Spuren hinterlassen. Hier können wir von unserem südlichen Nachbarn sogar lernen, denn in Italien selbst ist die Unschuldsvermutung bei Investitionen bereits aufgehoben: Der Investor muss beweisen, dass sein Geld nicht aus illegalen Geschäften stammt, nicht umgekehrt. Man sollte die eigene Arbeit an dem Thema also nicht mit der Vermutung beginnen, dass es die Mafia nicht gibt. Das wäre schlicht naiv.

Was hier ebenfalls nicht zur Sprache kam, ist die ausgeprägte Logenkultur in Italien. Ich meine nicht nur die bekannten Skandal-Logen wie die Propaganda Due oder die vermeintliche „P3“: Auf lokaler Ebene gibt es zahlreiche Clubs und gemeinsame Vereinigungen der politischen, administrativen und wirtschaftlichen Eliten - die nicht gleich mit der Mafia zu verwechseln sind. Man darf nicht vergessen, dass sich die Gründung des Nationalstaats Italien auch diesen Kräften verdankt. Deshalb existieren sie nicht im Verborgenen, sondern präsentieren sich offen mit Clubhäuern in den Städten und sind als Institutionen in der Gesellschaft akzeptiert. Diese Logen haben bei lokalen Projekten und der Vergabe von Geldern immer ein Wörtchen mitzureden und wissen dabei, wie sie ihren Vorteil sichern. Personelle Überschneidungen und Absprachen mit der Mafia sind natürlich nicht auszuschließen.

Mein persönliches Fazit

Die Mafia ist längst ein strategischer Akteur, der über das Medium Geld mit allen Teilen der Gesellschaft interagiert. Inzwischen fördert sie mit ihrem medialen Einfluss ebenfalls sehr abstrakte Aspekte der Gesellschaft, wie allgemeine Mentalitäten oder eine gewisse politische Kultur ohne Reue. Sie hat bei der Vertretung ihrer Interessen - ähnlich auch unserer Wirtschaft und Politik - ein schwer zu beweisendes informelles Wesen und besitzt mit enormen, unversteuerten Überschüssen inzwischen einen Aktionsradius, der in der Summe über die größten europäischen Konzerne hinaus geht. Hiermit bedient sie zum Einen die existierenden Nischen unseres Nachfragemarktes und sorgt gleichzeitig als "Partner" in legalen Marktsegmenten für einen ‚Kapitalismus außerhalb der Gesetze und des Gemeinwohls‘. Letztlich passt sie damit ausgezeichnet in unsere globalisierte Welt anonymer Finanzströme.

Ich hoffe, ich konnte das kritische Denken stärken.

 Typ 1 - Beschreibung "Folklorisierte Mafia"
 Typ 2 - Beschreibung "Dreckige Mafia"
 Typ 3 - Beschreibung "Weiße Mafia"
 Typ 4 - Beschreibung "Mentalität Mafia"
 Schlussbemerkung - Verschwörungtheorie und Logen

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